Centrales: Radialsymmetrische Diatomeen
Eine Diatomee besteht, wie bereits auf unserer Eingangsseite erwähnt,
im Prinzip aus einer mit Leben gefüllten gläsernen Box. In alten
Büchern finden wir die schönsten graphischen Darstellungen der Geometrie.
Mangels Digitalkamera konnte und mußte man eben noch zeichnen: |
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Ein und dieselbe Diatomee Triceratium favus in der Ansicht von oben (links)
und in der seltenen Ansicht von der Seite (rechts), der sogenannten Gürtelbandperspektive.
Abbildung nach J. Carpenter: The Microscope and its Revelations (1891), entgilbt und entknittert.
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Wenn es um die Darstellung der Glasartigkeit geht, haben wir heute mit der Photographie
jedoch die besseren Karten. Die oben gezeigte Triceratium-Diatomee legt sich unter dem
Mikroskop leider immer so, daß wir sie lediglich von oben sehen. Fadenförmide
Diatomeenkolonien aus tönnchenförmigen Einzeldiatomeen jedoch erweisen
uns den Gefallen, immer auch schön brav eine Gürtelbandperspektive
zu präsentieren:
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Fadenförmige Diatomeenkolonien in natürlicher Umgebung.
Rechts im Bild ein Faden in der reinen Gürtelbandansicht. Die einzelnen Tönnchen
messen ca. 60 µm im Durchmesser und 15 µm in der Höhe.
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In der Abbildung unter erkennt man an der abgebrochenen leeren Zelle die
Struktur einer Einzelschale, die, wie nicht anders zu erwarten die Form eines
Glasnapfes oder einer Petrischale aufweist.
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Fadenförmige Diatomeenkolonie in natürlicher Umgebung.
Detail: abgebrochenes Ende eines Fadens. Bildbreite ca. 120 ca. µm.
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Einzelzellen der fadenförmigen Diatomeenkolonie in der Gürtelbandansicht
bei hoher Vergrößerung. Diagonal durch das Bild verläuft eine
gezackte Zellgrenze, mit deren Hilfe sich die Einzelzellen untereinander verzahnen.
Darunter und darüber die glatten Gürtelbänder, quasi der Tesafilm
zum Verschließen der Glasbox (Bildbreite ca. 40 µm). Man beachte
die hier auch im lebendigen Zustand sichtbare Feinstruktur der Schale.
Centrales-Diatomeen können sich nicht aus eigener Kraft bewegen. Sie haften häufig
aneinander oder am Untergrund. Die bräunlichen Beläge auf vielen Steinen
in Flüssen, Teichen und Seen enthalten häufig erheblich Massenanteile an Diatomeen.
Im Süßwasser spielen die Centrales eine untergeordnete Rolle, mit sehr vielen
Arten und Individuen finden wir sie jedoch in den Ozeanen.
Für viele Mikroskopie-Liebhaber wäre das Thema Diatomee schon durch
die gläserne Box und deren unbestreitbare Faszination erledigt - aber es gibt darüber hinaus
eben auch noch den lebendigen Inhalt.
Jede Diatomee kann Photosynthese betreiben. Der im Mikroskop meist grünlich bis bräunlich erscheinende Körperinhalt
enthält durch Fucoxanthin gefärbte Plastidkörnchen, welche die Photonenchemie erledigen.
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Das Aussehen des lebendigen Diatomeen-Inhalts - hier am Beispiel einer Sektoren-Kieselalge,
wohl Meridion circulare, aus einem Süßwasser-Tümpel. Gesamtdurchmesser knapp 0,2 mm.
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Das Aussehen des lebendigen Diatomeen-Inhalts - hier am Beispiel einer Meeresdiatomee,
von einem Stein in der Ostsee, Nähe Kiel. Durchmesser ca. 0,15 mm.
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© Text und Mikrofotos von Martin Mach |